Spaziert ein Fremder oder Einheimischer durch Dürrmenz, so wird er unweigerlich auf verschiedene Gedenktafeln stoßen, welche die Geschichte der Brauerei LEO schildern. Der letzte Bierbrauer, Wilhelm Leo, hat seine Lebenserinnerungen aufgeschrieben. Im 71. Lebensjahr von Krankheit ans Bett gefesselt, nutzte er die Zeit, um seine Geschichte und die Geschichte seiner Vorfahren auf einer mechanischen Schreibmaschine einzutippen, ohne Korrekturband und ohne Löschtaste.
Es entstand ein eindringliches Dokument, welches alle Höhen und Tiefen des Lebens beschreibt. Hier geht es zum Original-Dokument als pdf.
Nachfolgend haben wir es der besseren Lesbarkeit halber abgeschrieben und mit weiterführenden Informationen ergänzt:
Noch im Jahre 1960 war das Brauereigelände intakt. Heute (2023) steht nur noch das Pförtnerhäuschen unterhalb des Hauptgebäudes, das in den 70iger Jahren abgebrannt war. Die anderen Gebäude wurden zugunsten der Errichtung von Wohngebäuden abgerissen.
Die Geschichte der Brauerei Leo in Dürrmenz
Inhalt
Lebensbeschreibung von Wilhelm Leo. 2
Wie der Großvater nach Dürrmenz kam.. 4
Auf Brautwerbung nach Dürrmenz. 4
Großvater Franz Leo und der Gemeinderat. 7
Die Brauerei und seine Anekdoten. 8
Hier finden Sie das abgeschriebene Dokument auch noch als pdf.
Außer dem Familienzweig, der sich mit dem Brauereiwesen befasste, gab es auch noch ein Zweig, der sich dem Tabak verschrieben hatte. Der Tabakanbau hatte in Mühlacker und Umgebung eine gewisse Tradition und gelegentlich gibt es auch heute noch vereinzelte Tabakanpflanzungen in Mühlacker und Umgebung.
Die bekannteste Tabak-Manufaktur in Mühlacker war die Fa. Rapp & Söhne, die seit 1778 in Cannstatt tätig war und 1804 nach Mühlacker übersiedelte, wo sie zuletzt in der Kelter noch in den 1960iger Jahren in Mühlacker zu finden war.
In diesem Metier wollte Wilhelm Leos Onkel, Rudolph Leo, tätig werden und gründete 1883 ein Unternehmen, das sich zuerst bis 1903 mit dem Handel von Rohtabak einen Namen machte und ab 1921 selbst Zigarren herstellte. In diesem Jahr wurde das Unternehmen, das in seinen Glanzzeiten 200 Personen beschäftigte, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Dieser Höhenflug hatte aber keinen Bestand, denn im Jahre 1926 wurde die Aktiengesellschaft aufgelöst.
Werbung für die hygienische Handhabung der gefertigten Zigarren wurde verkaufsfördernd plaziert.
Falls ein Kunde vergessen hatte, bekam er eine besondere Mahnung, deren Tonfall so konzilliant wie verbindlich war, wie Sie hier nachlesen können.
Den Familienstammbaum der beiden Familienzweige finden sie hier als pdf-Datei .
In Erinnerung bleibt der
Tabak-Familienzweig durch eine bemerkenswerte Grabstätte auf dem
Friedhof St. Peter. Im Jugendstil gehalten thront eine Frauenfigur aufrecht auf
dem Grabstein und wacht über die hier Ruhenden. Nur wenige Meter daneben in Nordöstlicher Richtung findet sich das ebenso respektable Grabmal der Brauerei-Linie.
Hermann Leo (Tabak-Linie) heiratete die aus Bretten stammende Elisabeth Janzer, dessen Vater Franz Josef Janzer in Bretten Arzt war und einen bemerkenswerten Lebenslauf -wie unten beschrieben- hatte.
Franz Josef Janzer
Die Ernennung zum ehrenbürger der Stadt Bretten des 1815 in Karlsruhe geborenen und aus Obergrombach stammenden Arztes wurde allgemein mit großer Zustimmung aufgenommen. Zu seinem 80. Geburtstag am 27. Mai 1895 erhielt der Großherzogliche Bezirksarzt und Medizinalrat sowie Leiter des städtischen Spitals von Bürgermeister Friedrich Withum das Ehrenbürgerrecht der Stadt Bretten. Nach schwierigem Start ins Berufsleben, das ihn während der 1848/49er Revolution sogar ins Gefängnis brachte, begann er 1850, nahezu mittellos, seine lange und erfolgreiche Arztkarriere in Bretten. Mit dem Krieg 1870/1871 brachten verwundete Soldaten die Blattern/Pockenviren als lebensbedrohliche Infektionskrankheit nach Bretten. Sofort unterstützte er den überforderten zuständigen Amtsarzt und verhinderte mit seiner eigenen Impfaktion an 2.600 Personen das Ausbreiten einer Pandemie. Zum Ende seines Lebens erhielt er vom Großherzog Friedrich I. persönlich die Auszeichnung „Geheimer Hofrat“. Janzer war bis zu seinem Tode am 29. Juli 1897 als Leiter des Spitals tätig. WS
Rosine Leo geb. Burkhardt stiftete zusammen mit ihren Söhnen Hermann und Rudolf im Gedenken an ihren 1921 verstorbenen Mann Rudolf Leo (Tabaklinie) ein Kirchenfenster in der St. Andreas Kirche in Dürrmenz. Der Entwurf und die Ausführung des Fensters stammte von W. u. A. Saile aus Stuttgart. 1922 wurde das Fenster eingeweiht.