Wilhelm Leo Seite 9

Plötzlich sah er sich jedoch hinten im Rücken erfasst und mit den Worten des Bayern: „Da lass ich dich jetzt hinunterfallen, wenn Du schreist und wenn ich nicht sofort einen Monatslohn zur Entlassung ausbezahlt erhalte!“

An eine Gegenwehr war trotz der großen Kraft meines Großvaters nicht zu denken, ebenso wenig konnte er nach Hilfe rufen. Die Lage war sehr ernst; durch den Sturz hätte er unfehlbar den Tod erlitten. Durch Versprechungen erreichte er dann nach bangen Minuten seine Befreiung wieder. Allerdings kam dann erst die richtige Auseinandersetzung zwischen den beiden.

Die Abnehmer zu Großvaters Zeiten mussten ihr Bier selbst abholen. Zur Sommerszeit kamen sie meist erst Samstags angefahren, bei den vielen Kunden eine fast nicht zu bewältigende Arbeit.

Bis tief in den Sonntag hinein musste Bier abgefüllt und beladen werden. Dabei kam es mehr als einmal vor, dass die wartenden sich inzwischen betrunken hatten. Da das Biergeschäft aber Zug um Zug ging, war die Kasse nachher auch immer gut gefüllt und die Mühe hatte sich gelohnt.

Das Sommerbier wurde damals in den sogenannten Felsenkellern aufbewahrt. In diesen stiegen die Temperatur meist nicht über 5-6 Grad Reaumur (Anm.: 4° -5°C).

Gegen Sommers Ende war das damalige Bier allerorte ganz schwach säuerlich. Die Temperaturen der Lagerkeller seiner Enkel, also von uns, wurden durch künstliche Kühlung im Hochsommer, wie überhaupt das ganze Jahr auf 0° bis einen halben Grad unter 0° gehalten. Die drei Abteilungen Felsenkeller habe ich durch späteren Kauf wieder in meinen Besitz gebracht.

Steinkohle aus Speyer


Franz Leo sen. War in Dürrmenz der erste, der unter dem Bierkessel Steinkohlen brannte. ER musste zur Herbeischaffung dieses Brennmaterials mit dem Fuhrwerk, dem drei Pferde vorgespannt waren, nach Speyer am Rhein fahren. Eine Eisenbahn gab es damals noch nicht. Dort bekam er die Kohlen vom Schiff direkt auf sein Fuhrwerk verladen. Die Fahrt dauerte immer ein paar Tage und war natürlich sehr interessant.

Einmal nachts um 3 Uhr kam er mit seinem Knecht Andreas Fiess bei kälterem Wetter durch eine Ortschaft. Sie froren und der Großvater meinte, halte an Andreas und schaue einmal dort in dem Hause, wo das Licht brennt nach, ob wir nicht vielleicht ein Schnäpschen bekommen können.

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