Das Pietà-Projekt

Pietà aus der Frauenkirche in Lienzingen. Torso ohne Köpfe .

In der Frauenkirche in Lienzingen stand einmal diese Pietà. Sie wurde wohl zeitgleich mit dem Kruzifix, das leider 1977 gestohlen(!) wurde, bei der Einweihung der Frauenkirche um 1486 aufgestellt. Der Zahn der Geschichte hinterließ Spuren an der Pietà, die erstmals in der 80iger Jahren des vorigen Jahrhunderts wieder entdeckt wurde und seitdem  unbeachtet und stiefmütterlich behandelt im Heimatmuseum Mühlacker stand. Der HAV hatte schon lange die Idee, dieses auch im Torso-Zustand herausragende Kunstwerk wieder an seinem angestammten Platz in der Frauenkirche Lienzingen aufzustellen. Dies war die Geburtsstunde des PIETÀ-Projektes. Was daraus wurde, finden Sie nachfolgend in einem Tagebuch, welches den Ablauf dieses Projektes schildert. Dabei erfahren Sie viel über das Kunstwerk und seine Geschichte.

So sah die Pietà in unserer Vorstellung aus ...
und hat ihren Platz in der Frauenkirche gefunden

Hier geht es zu der Bildergalerie, in welcher der Fortschritt der Herstellung der Pietà dokumentiert wird.

Datum

Was ist passiert

vor 2020

Im Heimatmuseum steht unter unverständlicher Missachtung ihres hohen künstlerischen Wertes der Torso einer Pietà, welcher aus der Frauenkirche in Lienzingen stammt. Der HAV verfolgt seit Jahren die Idee, die Pietà wieder in die Frauenkirche zu bringen. Das Original dort aufzustellen erweist sich aus diversen Gründen als schwer realisierbar. Die Idee einer Replik, welche dem Originalzustand möglichst Nahe kommt, wird geboren. Es wird ein Holzbildhauer gefunden und das Projekt beginnt!

2020-01-29

Holzbildhauer Hildebrand besucht uns, besichtigt die Pietà und weckt Begeisterung.

2020-02

Nachdem das Angebot des Holzbildhauers Hildenbrand vorliegt, wird die Stadt (Bürgermeister Abicht) erstmals über das Vorhaben informiert.

2020-04

Nach Vorliegen des Angebotes für die Realisierung wird es zur Abstimmung im HAV-Vorstand eingebracht. Die Zustimmung erfolgt. Es wird die neue Leiterin des Museums Fr. Dr. Terp-Schunter über den Plan eine Replik zu erstellen informiert.

2020-05-15

Besichtigung der Pietà mit Fr. Dr. Terp-Schunter (VHS), Hr. Weyhersmüller (Stadt Mühlacker) und Mitglieder des HAV-Vorstandes. Fr. Dr. Terp-Schunter bittet um Geduld, da Sie das Museum erst übernommen hat und sich einarbeiten muss.

2020-06-25

In einer Sitzung des erweiterten Vorstandes wird das Projekt vorgestellt. Der erweiterte Vorstand stimmt zu. Für die anstehende Mitgliederversammlung wird ein Bericht und eine Power-Point-Präsentation erstellt. Corona verhindert die MGV. (Powerpointpräsentation als pdf, Text dazu als pdf)



2021-05-21

Fr. Dr. Terp-Schunter präsentiert dem HAV-Vorstand ihre Vorstellung wie das Projekt der Erstellung einer Replik durchgeführt werden soll: Zuerst wird die Pietà durch die Staatliche Kunstakademie in Stuttgart wissenschaftlich untersucht und Modelle der fehlenden Köpfe von Maria und Jesus entworfen. Danach wird in einer offenen Werkstatt, d.h. für Besucher zugänglich, in der historischen Kelter in Mühlacker die Replik durch den Holzbildhauer realisiert. Eine Kunststudentin wird darüber eine Masterarbeit anfertigen. Die Kosten werden dadurch höher. Auch die Stadt beteiligt sich an den Kosten.

2021-05-27

Der HAV-Vorstand stimmt dem Vorschlag von Dr. Terp-Schunter zu und er ist bereit den vorgesehenen Kostenanteil zu übernehmen.

2021-06-15

Der Gemeinderat stimmt dem Projekt einstimmig zu. Die Pietà wird als Replik hergestellt.  (Vorlage für den Gemeinderat)

2021-06-21

Eine Pressemappe mit den Details zur Realisierung des Projektes zur Vorlage für und Genehmigung durch den Gemeinderat und zur Veröffentlichung des Projektes wird erstellt und veröffentlicht. (Pressemappe)

2021-08-09

Erstes Treffen mit Fr. Backes, Studentin an der Stuttgarter Staatlichen Akademie der Künste, die über Replik und Herkunft der Pietà ihre Masterarbeit schreiben wird.

2021-08-11

Zwischenstand nach Besuch Fr. Backes mit Zeitplan der Realisierung (siehe pdf)

2021-09-07

Guten Morgen,
anbei die ersten Impressionen der Restaurierungs- und Untersuchungsarbeiten unserer Pieta vom gestrigen Montag.
Ein herzliches Dankeschön den Mitarbeitern des Bauhofes für die sorgfältige Herausnahme des Stückes und an Frau Backes – Studentin der Kunstakademie – für die ersten Sicherungs- und „Abstaub“-Tätigkeiten.
Es war ein sehr spannender und interessanter Prozess und hat schon die ersten Fragestellungen und Informationen für die weitere wissenschaftliche Bearbeitung erbracht. (Siehe .pdf)

2021-09-27

In der endlich stattfindenden Mitgliederversammlung wird das Projekt vorgestellt und erfährt Zustimmung.

2021-10-11

Die Pietà wird nach Fürth zum Fraunhofer Institut gebracht. Dort wird eine Computertomographie von der Pietà gemacht, um etwas über ihren inneren Aufbau zu erfahren. (Bilder der Aktion)

2021-11-04

Die Pietà wird nach Stuttgart zur staatlichen Kunstakademie in Stuttgart transportiert, um dort weiter untersucht zu werden. Die Ergebnisse des CTs sind noch nicht bekannt.

2021-11-23

Heute kam es endlich zur groben Erstdurchsprache des CT-Scans unserer Pieta.

Die beigefügten Bilder sind Bildschirm-Kopien, denn das Datenmaterial bekommen wir erst noch zugesandt.
Allerdings wurde schon deutlich, dass die Pieta einige – nicht immer leicht zu erschließende – Besonderheiten verbirgt.
- Der massive Kern wurde mir mehreren Ergänzungen komplettiert, um darum die Skulptur zu gestalten oder zu verbessern
- der Holzwurm war sehr aktiv im Innern
- die aufgetragene Farbe setzt sich aus metallischen Bestandteilen zusammen, die als „weißer Auftrag“ zu erkennen ist
- im Innern verbergen sich „Nägel“ aus Metall und hölzerne Dübel, mit Hilfe derer die Einzelteile, u.a. die Köpfe befestigt wurden

Die spannende Aufgabe der Kunstakademie und unserer Studentin ist es nun, dies alles in Ruhe und mit Muße zu sichten, auszuwerten, Vergleiche zu finden etc. Man darf gespannt sein.

Die Pieta steht in Stuttgart „gut“ und wird dort auch nach allen Regeln der Restaurationskunst untersucht – das Original wie der Scan.

22.02.2022

Es sind Vorträge um das Thema Pietà und ihr Umfeld geplant. Das Programm finden sie hier

28.03.2022

Die Pietà soll in Karlsruhe und in Paris im Centre Pompidou im Rahmen eines Projektes "Beyond Matter" ausgestellt werden.

04.04.2022

 Die Pietà ist wieder in Mühlacker. Die Werkstatt wird im Heimatmuseum  eingerichtet und der große Lindenholzblock zusammengeleimt.
05.04.2022

Wie es der Zufall will, werden heute im Heimatmuseum Aufnahmen für einen Werbefilm über römische Funde in Württemberg gedreht. Da wird die Pietà - wenn auch nicht römisch - sicher mit dabei sein.

06.04.2022

 Die Berabeitung des Rohlings beginnt.(siehe Bildergalerie!)

12.04.2022

Die "offene Werkstatt" wird geöffnet. Dienstags bis Donnerstags von 13:30-17:00 kann der Fortschritt der Gestaltung der Pietà direkt vor Ort in der Kelter miterlebt werden.

21.04.2022

Auftaktveranstaltung zu der Vortragsreihe zur Pietà und ihrem Umfeld fand in der Historischen Kelter in Mühlacker statt und machte neugierig auf die nächsten Veranstaltungen. Die Masterstudentin Backes hat bei ihren Untersuchungen Reste von Gold auf dem Umhang der Maria entdeckt. Die Ähnlichkeit mit einer Pietà aus Thierenbach im Elsass wird immer frappierender.

28.04.2022

Im Mühlacker Tagblatt steht ein ausführlicher Bericht über die offene Werkstatt in der Kelter: MT 28.04.2022 Schlag auf Schlag!

28.04.2022

In der historischen Kelter berichtete Hanna Backes über die Erkenntnisse, die Sie im Rahmen ihrer Masterarbeit über die Pietà gewonnen hat. Diese sind in nachfolgendem pdf. Vortrag 28-04-2022 zusammengefasst.

05.05.2022

Der Leiter des Archives von Maulbronn, Hr. Ehlers hält einen Vortrag über das Wirken der Zisterzienser des Kloster Maulbronns durch ihre Kultivierung der Landschaft. Besonders ausgeprägt zeigte sich dies in der entstehenden Gewässerlandschaft. Zahlreiche Seen wurden rund um Maulbronn durch die Zisterzienser angelegt . Diese dienten zumeist der Fischzucht, aber auch als Wasserspeicher für Trockenzeiten, als Wasserreservoir für Mühlen und auch zur Kanalisation, sprich die Entsorgung von Abfällen und der Notdurft der Mönche aus dem Kloster.

19.05.2022

 Dr. Andreas Butz vom Landesarchiv der evangelischen Kirche berichtet über Quellen, die über die Liebfrauenkirche in ihrer Historie berichten.
02.06.2022

Thomas Hildenbrand, der Holzbildhauer, erzählt über die Entstehungsgeschichte der Pietà, wie er sie aus dem Torso ablesen kann. Eine ausführlichere Darstellung des Vortrages können Sie hier nachlesen.

30.06.2022

Dr. Michael Böhnel vom Fraunhofer Institut in Fürth berichtete über die Vielfalt der Objekte, die in Fürth mit dem dortigen Computertomograph untersucht werden. Dies reicht von kompletten Fahrzeugen bis hin zu dem Skelett eines Tyrannosaurus Rex und eben auch unserer Pietà. Untersuchungen aus dem kulturellen Bereich sind zunehmend zu beobachten. Es ist die digitale Archivierung des Gegenstandes auf die immer mehr Museen zurückgreifen. Auch unsere Pietà ist jetzt auf diese Weise archiviert.

06.07.2022

Es wird versucht das Alter des Holzes aus den Jahresringen der Pietà zu ermitteln (Dendrochronologie). Für Lindenholz ist das nicht so leicht möglich, das es nicht synchron zu anderen Holzarten wächst. Es muss über Vergleiche zwischen Eichen- und Lindenholz-Verlaufskurven versucht werden unsere Linde einzuordnen.
Die Jahresringe konnten durch das CT am Fraunhoferinstitut ermittelt werden.

08.07.2022

Die offenen Werkstatt im Heimatmuseum schließt ihre Pforten.Die letzten Fertigungsschritte werden in der Werkstatt des Holzbildhauers Hildenbrand durchgeführt. Die Aufstellung und Übergabe der Pietà in der Frauenkirche in Lienzingen soll am 10. November stattfinden.

03.09.2022

Es erscheint im MT ein Interview mit Thomas Hildenbrand über seine Arbeit und Zeit in der offenen Werkstatt in der Historischen Kelter. MT 03.09.2022 Die Größe der Figur ist außergewöhnlich. Interview mit Thomas Hildenbrand. Holzbildhauer der Pietà.

10.11.2022

Die Pietà wird in der Lienzinger Frauenkirche aufgestellt. In der Bildergalerie finden Sie einige Bilder und nachfolgend einen kleinen Film, der zeigt, welche Wirkung die Pietà an ihrem neuen/alten Aufstellungsort entfaltet. Film ca. 190MB   Es sind jährliche Besichtungstermine für Kirche und Pietà geplant. (siehe Frauenkirche)

20.01.2023

Die Masterarbeit von Hannah Backes über die Untersuchung der Pietà an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ist nachfolgend abrufbar: Masterabeit Hannah Backes

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